Bosheit oder Dummheit - das ist hier die Frage

Von Bosheit, Dummheit und Kahoot im Unterricht

Ich gebe es zu: es ist kurz vor den Ferien und ich bin jemand, der selbst in der letzten Woche – sogar in den letzten Stunden – noch Unterricht macht. Ja, sowas gibt’s! Schrecklich, oder? In einer dieser Stunden (heute ging es darum, dass meine Kids die Klausur, die wir Montag geschrieben haben, nochmal gemeinsam durchgehen, um eigene Fehler zu finden und sie in der Gruppe mit einer ausliegenden Lösung ggf. zu korrigieren) habe ich nach kurzer Zeit gemerkt, dass meine Schülerinnen und Schüler komplett ausgelaugt waren, sich nicht konzentrieren konnten und generell nicht in Lern-Stimmung sind. Es gibt also nur zwei verschiedene Gründe: Bosheit oder Dummheit.

Was macht man in einer solchen Situation? Es gibt Lehrer, die schreien erst mal rum. Klar. Haben sie vermutlich auch während ihrer eigenen Schulzeit so erfahren und irgendwie funktioniert das ja auch. Jedenfalls kurzfristig. Ok, in der nächsten Stunde haben die Kids dann Angst und sind noch lernunwilliger, aber hey, da kann man ja einfach wieder rumbrüllen, bis sie wieder auf der Spur sind. Ich überspitze hier, aber solche Lehrer gibt es leider wirklich. Ich selbst bin da etwas anders, weil ich mir folgenden Grundsatz angeeignet habe:

Gib niemals Bosheit die Schuld, wo Dummheit genügt.

Mit Dummheit meine ich nicht unbedingt eine kognitive Einschränkung, denen sicher auch einige unterlegen sind, sondern einfach auch ein Unvermögen oder eine Wissenslücke, die jemanden daran hindert, so zu handeln, wie es für denjenigen gut und förderlich wäre.

Beispiel

Ich hatte neulich (in der gleichen Klasse 😀 Grüße, falls das von euch jemand liest!) eine Gruppenarbeit mit Handout laufen. Die Gruppenarbeit zog sich dabei über mehrere Wochen und das Handout sollten mir die Schüler einen Tag vor der Präsentation, 18 Uhr, als PDF zuschicken. Soweit der Plan. Was ist passiert? Die erste Mail habe ich 17:52 Uhr erhalten. Tatsächlich mit einem Inhalt, nämlich einem Word-Dokument. Die zweite Mail kam pünktlich 18:02 Uhr. Dann folgten noch weitere Mails mit späterer Zeit, in denen ich um Entschuldigung gebeten wurde, weil sie Probleme mit ihren Rechnern hatten. Schlussendlich hat also nur eine von sechs Gruppen die von mir gesetzte Deadline eingehalten. Keine der Gruppen hat mir ein PDF geschickt.

Jetzt kann man natürlich sauer werden, die Schüler tadeln und schlechte Noten geben. Aber was bringt das? Ich bin der Sache auf den Grund gegangen und habe mich gefragt, woran das liegen könnte. Den meisten Schülern (auch in der Oberstufe!!) ist nicht klar, wie sie mit ihrer Zeit umgehen. Daher habe ich eine Doppelstunde zum Thema Zeit- und Prioritätenmanagement gehalten, um ihnen mal klar zu machen, wie man mit längerfristigen Hausaufgaben und Lernplänen geeignet umgehen kann. Die Schüler hatten von all dem keine wirkliche Ahnung, was mich ein wenig schockiert hat. Ihnen war nicht klar, wie man einen Lernplan aufstellt, wie man seinen Tag vernünftig und zielgerichtet planen kann und was beispielsweise eine einfache To-Do-Liste bewirken kann.

Heißt: sie sind nicht böse, sondern wissen einfach nur nicht, wie sie es anders und richtig machen können. Die Sache mit den PDF gehe ich später noch mal nach.

(An dieser Stelle ein kleiner Hinweis: ich bin manchmal extrem schlecht darin, Deadlines einzuhalten oder meinen Tag zu gestalten. Aber ich wüsste wenigstens, wie es geht. Ok… Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass ich böse bin. Lalala…)

Spannung, Entspannung und Kahoot!

Zurück zu meiner Stunde heute: mir ist klar, dass die Kids es nicht böse meinen, wenn sie nicht arbeiten. Entweder bin ich selbst Schuld (schlechte Aufgabenstellung, unklare Sozialstruktur, etc. pp.) oder sie sind wegen irgendetwas anderem geschafft und erledigt. Für meine Schüler gab es einen triftigen Grund und sie waren einfach geschafft.

Deswegen habe ich mir entschieden, stattdessen ein Kahoot! mit ihnen zu spielen, damit sie sich ein wenig ablenken können, um danach gestärkt und mit guter Laune weiter zu machen. Gesagt, getan. Und nach knapp zehn Minuten Rätseln, Lachen und sich-über-falsche-Antworten-Ärgern ging es weiter. Ein kurzes Spiel kann hier sehr viel mehr bewirken als ein tadelnder Vortrag.

Was macht ihr, wenn ihr eine Klasse habt, die aus irgendwelchen Gründen nicht arbeiten kann? Wie geht ihr damit um? Welche Ideen habt ihr dazu noch? Lasst es mich wissen!

Weiterführende Links:

Kahoot.com

2 Kommentare zu „Von Bosheit, Dummheit und Kahoot im Unterricht

  1. Pingback: Kahoot! - interaktive Quizzes im Unterricht - pausenkaffee

  2. Bewundernswert. Ich zähle zu den Lehrern, die dann schimpfen und es einfach nochmals aufgeben. Die Gelassenheit (?) genau nachzufragen und die genauen Ursachen zu erforschen habe ich selten.
    Wobei mein Problem auch ist, dass ich als Fachlehrer, nur 1-2 Stunden die Woche drin bin und bis zu 22 Schüler aus bis zu 8 Klassen aus ganz verschiedenen Zweigen zusammen in einer Gruppe habe.

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